Eine Trennung oder Scheidung bringt zahlreiche emotionale und organisatorische Herausforderungen mit sich. Eine der schwierigsten Aufgaben in dieser Phase ist oft der gemeinsame Immobilienverkauf. Die Frage, ob ein Makler hinzugezogen werden soll oder ob der Verkauf in Eigenregie erfolgt, ist dabei zentral. Beide Wege haben fachliche Vor- und Nachteile – und während emotionale Belastungen kaum zu vermeiden sind, kann eine gute Vorbereitung helfen, zumindest den Verkauf so konfliktfrei und effizient wie möglich zu gestalten.
In diesem Beitrag werden die beiden Varianten – Immobilienverkauf mit und ohne Makler – fachlich gegenübergestellt, damit Sie fundiert entscheiden können, welcher Weg in Ihrer konkreten Situation der passende ist.
Bevor es um Verkaufsstrategien geht, sollte der Kontext bedacht werden: Trennungssituationen sind nicht neutral. Oft herrscht Unsicherheit, Frust oder auch Wut. Die gemeinsame Immobilie steht symbolisch für Vergangenes – und wird gleichzeitig zur praktischen Aufgabe, bei der Kompromisse notwendig sind.
Diese emotionale Belastung kann sich auf Sachentscheidungen auswirken. Daher ist es sinnvoll, auch den Verkaufsweg nicht nur nach Kosten oder Aufwand zu beurteilen, sondern auch danach, wie viel emotionale Entlastung notwendig oder sinnvoll ist.
Der Privatverkauf kann aus mehreren Gründen attraktiv erscheinen – besonders dann, wenn finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen oder ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle vorhanden ist.
Der offensichtlichste Vorteil liegt in der eingesparten Maklerprovision. Diese kann – je nach Region und Immobilie – mehrere tausend Euro betragen. In einer Trennungssituation, in der oft doppelte Haushaltskosten entstehen, kann diese Ersparnis entscheidend sein.
Wenn Sie den Verkauf selbst übernehmen, haben Sie jede Entscheidung selbst in der Hand – von der Preisgestaltung über die Vermarktung bis hin zur Auswahl des Käufers. Diese Unabhängigkeit kann befreiend wirken, vor allem dann, wenn eine Seite der Trennung misstrauisch gegenüber externen Dienstleistern ist.
Im direkten Austausch mit Interessenten lassen sich Fragen sofort beantworten, Rückmeldungen aufnehmen und der persönliche Eindruck nutzen, um Vertrauen aufzubauen. Der persönliche Verkauf kann menschlicher und unkomplizierter wirken, wenn man gut vorbereitet ist.
Besichtigungstermine, Inserate oder auch die Wahl der Verkaufsplattformen können individuell gesteuert werden. Das gibt Ihnen Freiraum und erlaubt eine auf Ihre Lebenssituation angepasste Strategie.
So attraktiv der Verkauf in Eigenregie erscheint, so groß sind auch die Herausforderungen – besonders während einer Trennung, in der Zeit, Energie und emotionale Stabilität bereits eingeschränkt sind.
Ein Immobilienverkauf erfordert eine Vielzahl von Aufgaben: die Erstellung eines Exposés, die Bewertung des Objekts, die Kommunikation mit Interessenten, das Organisieren und Durchführen von Besichtigungen, die Vorbereitung von Unterlagen und vieles mehr. All das bedeutet Aufwand – und dieser kann in einer Trennungssituation schnell zur Überforderung führen.
Ein realistischer Angebotspreis ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren beim Verkauf. Wer hier falsch liegt, riskiert entweder einen überteuerten, schwer vermittelbaren Verkauf oder einen Verlust durch Unterbewertung. Die Einschätzung des Marktwerts ist ohne Fachwissen oder Zugang zu vergleichbaren Immobilien schwierig.
Verhandlungen sind oft emotional, besonders wenn man sich selbst noch in einer Ausnahmesituation befindet. Ohne Erfahrung ist es schwer, sachlich zu bleiben, strategisch zu handeln oder sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen.
Auch die Präsentation der Immobilie kann ohne professionelles Know-how problematisch sein. Unscharfe Fotos, unstrukturierte Beschreibungen oder unpassende Formulierungen schrecken Interessenten ab.
Wenn sich beide Ex-Partner den Verkaufsprozess teilen, kann jede Meinungsverschiedenheit zu Verzögerungen führen. Ohne neutrale Instanz besteht die Gefahr, dass der Verkaufsprozess durch persönliche Konflikte blockiert wird.
Ein professioneller Makler bringt Fachkenntnis, Erfahrung und Neutralität in den Verkaufsprozess ein. Gerade in Trennungssituationen kann das sehr entlastend sein.
Ein erfahrener Makler kennt den lokalen Immobilienmarkt, weiß, welche Preisstrategien funktionieren, und kann den realistischen Marktwert einschätzen. Diese Bewertung ist oft präziser als Online-Tools oder reine Vergleichswerte und dient als solide Grundlage für alle weiteren Schritte.
Makler übernehmen die Erstellung von Exposés, organisieren Fotos, veröffentlichen Inserate, führen Gespräche mit Interessenten und organisieren Besichtigungstermine. Dadurch wird Ihnen ein Großteil der organisatorischen Last abgenommen – ein klarer Vorteil, wenn der Alltag ohnehin von emotionalem und organisatorischem Stress geprägt ist.
Makler verfügen über bestehende Netzwerke, Zugriff auf große Portale und kennen Marketingstrategien, um eine Immobilie gezielt zu präsentieren. Das erhöht die Sichtbarkeit und oft auch die Geschwindigkeit des Verkaufs.
Ein erfahrener Makler kennt die Taktiken und Dynamiken von Preisverhandlungen. Er agiert sachlich und strategisch – unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten. Das erhöht die Chance auf einen marktgerechten Preis und schützt vor emotional getriebenen Fehlentscheidungen.
Wenn sich die getrennten Partner nicht einig sind, fungiert der Makler als neutraler Vermittler. Er kann helfen, Gespräche zu strukturieren, Konflikte abzufedern und eine gemeinsame Linie zu finden – was ohne dritte Instanz oft schwer gelingt.
Trotz aller Vorteile ist auch der Maklerverkauf nicht frei von Nachteilen – besonders dann, wenn der finanzielle Spielraum eng ist oder Misstrauen gegenüber externen Dienstleistern besteht.
Die Maklerprovision ist meist der größte Kritikpunkt. Sie wird entweder vom Verkäufer allein oder anteilig mit dem Käufer getragen. In jedem Fall schmälert sie den Verkaufserlös und kann – gerade bei angespannter finanzieller Lage nach einer Trennung – schwer zu verkraften sein.
Wer einen Makler beauftragt, muss einen Teil der Kontrolle abgeben. Zwar wird in der Regel alles in Absprache durchgeführt, doch operative Entscheidungen – etwa bei der Auswahl von Interessenten oder bei der Terminierung – werden oft eigenständig vom Makler getroffen.
Nicht jeder Makler arbeitet auf demselben professionellen Niveau. Wer sich für einen wenig engagierten oder schlecht vernetzten Makler entscheidet, kann enttäuscht werden. Die Wahl des richtigen Partners ist also entscheidend – und das kostet Zeit und Recherche.
Ein Privatverkauf kann gelingen – auch in einer Trennungssituation – wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
Beide Parteien kommunizieren sachlich und konstruktiv
Es besteht Einigkeit über den gewünschten Preis und die Verkaufsstrategie
Zeit, Energie und Fachwissen sind vorhanden
Die Immobilie befindet sich in einem gefragten Marktumfeld
Es existieren bereits Erfahrungen im Immobilienverkauf
In diesen Fällen kann die gesparte Maklerprovision ein echter Vorteil sein – ohne dass der Prozess zwangsläufig komplizierter wird.
Ein Makler ist die bessere Wahl, wenn folgende Rahmenbedingungen zutreffen:
Die emotionale Belastung ist hoch und behindert die Zusammenarbeit
Es besteht keine Einigkeit über Preis oder Verkaufsweg
Keine Zeit oder kein Interesse, sich intensiv mit dem Verkauf zu beschäftigen
Die Immobilie ist erklärungsbedürftig oder liegt in einer schwierigen Marktregion
Es gibt Unsicherheit über rechtlich-organisatorische Abläufe (z. B. Unterlagen, Abläufe)
Gerade in Konfliktsituationen ist der Makler oft nicht nur ein Verkäufer, sondern ein Vermittler – eine Rolle, die Gold wert sein kann, wenn Kommunikation und Vertrauen zwischen den Parteien belastet sind.
In manchen Fällen kann auch eine Mischform sinnvoll sein. So können etwa vorbereitende Schritte – wie das Einholen von Unterlagen, Aufräumen oder einfache Inserate – privat erfolgen, während die Vermarktung oder die Preisverhandlung in die Hände eines Maklers gelegt werden.
Auch die zeitlich gestaffelte Zusammenarbeit ist denkbar: Zuerst wird versucht, die Immobilie privat zu verkaufen – mit klar definiertem Zeitrahmen. Bleibt der Erfolg aus, wird ein Makler hinzugezogen.
Der Immobilienverkauf während einer Trennung ist mehr als nur ein Geschäft. Er ist ein Kapitelabschluss, eine emotionale Herausforderung und gleichzeitig eine organisatorische Großaufgabe. Ob Sie sich für den Privatverkauf oder den Verkauf mit Makler entscheiden, hängt nicht nur von Kosten oder Aufwand ab, sondern vor allem von der zwischenmenschlichen Situation, der verfügbaren Zeit und dem persönlichen Wissen über Immobilienmärkte.
Beide Wege haben Stärken und Schwächen – doch der wichtigste Faktor bleibt Ihre persönliche Lebenslage. Wenn Sie beide gut kommunizieren, Zeit investieren möchten und sich sicher fühlen, kann ein Privatverkauf gelingen. Wenn hingegen Entlastung, Erfahrung und Neutralität gefragt sind, ist der Makler der stabilere Partner in stürmischen Zeiten.
Letzten Endes zählt, dass der Verkauf reibungslos verläuft – und ein neues Kapitel beginnen kann.
Hinweis: Die bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Für verbindliche Auskünfte oder Entscheidungen im Zusammenhang mit rechtlichen, steuerlichen oder finanziellen Aspekten eines Immobilienkaufs wird empfohlen, eine entsprechend qualifizierte Fachperson (z. B. Steuerberater, Rechtsanwalt oder Notar) zu konsultieren.
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