Der Verkauf einer Immobilie in einer Trennungs- oder Scheidungssituation stellt viele vor eine doppelte Herausforderung: Neben der ohnehin emotional belastenden Lebensphase muss man alle Aufgaben des Verkaufs allein organisieren – ohne Makler. Ein entscheidender Baustein für den Verkaufserfolg ist die Auswahl der passenden Verkaufsplattformen.
Die Auswahl der Plattformen, auf denen Sie die Immobilie inserieren, bestimmt maßgeblich, wie viele und wie passende Interessenten Sie erreichen – und damit auch, wie schnell und zu welchem Preis Sie verkaufen. Wenn beide Partner in einer sensiblen Situation klare Strukturen und Verantwortung festlegen, lässt sich der Prozess effizient, konfliktarm und zielgerichtet gestalten.
In diesem Beitrag erfahren Sie praxisnah, wie Sie geeignete Plattformen identifizieren, welche Kriterien Sie bei der Auswahl beachten sollten und wie Sie Ihre Präsenz dort optimal nutzen. Ich gehe auf die Besonderheiten in der Trennungsphase ein und zeige, wie Sie den Verkaufsprozess professionell und zügig aufstellen können.
Heute suchen die meisten Menschen ihre neue Immobilie online. Große Reichweite, einfache Suche nach Kriterien und gezielte Auswahl sind überzeugende Argumente für Anbieter. Wer ohne Makler verkauft, trägt die Verantwortung dafür, die Aufmerksamkeit potenzieller Käufer selbst zu gewinnen.
Eine schlecht gewählte Plattform führt zu wenigen Klicks, wenigen Anfragen und letztlich einem langen Verkaufsprozess – in emotional schwierigen Zeiten eine unnötige Belastung. Umgekehrt eröffnen gut ausgesuchte Plattformen die Chance auf mehr Kontakt, qualifizierte Interessenten und einen schnelleren Abschluss. Wichtig ist dabei nicht nur die Quantität – also Anzahl der Besucher und Anzeigenfluten – sondern auch die Qualität: Käufer, die tatsächlich in Ihr Käuferprofil passen.
Bevor Sie sich für bestimmte Anbieter entscheiden, sollten Sie als Ex-Partner gemeinsam klären, welche Kriterien Ihnen besonders wichtig sind:
Reichweite und Bekanntheit: Große Portale erreichen viele Nutzer, lokale Portale sprechen Ihre Region gezielter an.
Zielgruppe: Ist Ihr Objekt eher etwas für Familien, Singles, Kapitalanleger oder Senioren? Manche Plattformen erreichen spezielle Zielgruppen besser.
Kostenstruktur: Einmalige Gebühren, Flatrates oder kostenlose Inserate – was passt zu Ihrem Budget und zu Ihrer Strategie?
Leistung und Funktionen: Gibt es Lagekarten, 360°-Tour, Integration von Exposé, Kontaktsysteme?
Support und Verwaltung: Können Sie Anzeigen einfach bearbeiten, Mehrfachinserate verwalten oder Statistiken einsehen?
Bewertung durch andere Privatverkäufer: Erfahrungsberichte helfen bei der Einschätzung.
Diese Punkte helfen, die Vielfalt der Plattformen einzugrenzen und das passende Set für Ihre Immobilie zu identifizieren – auch wenn Sie emotional angeschlagen sind.
Immoscout24 gehört zu den marktstärksten Immobilienportalen. Sie bietet eine Vielzahl an Suchkriterien, hohe Reichweite und flexible Inseratemöglichkeiten. Zusatzfunktionen wie Lagepläne, Exposé und Interessentenmanagement erleichtern den Verkauf. Für private Anbieter sind Kosten überschaubar, bei erweiterten Features entstehen zusätzliche Gebühren.
Immowelt ist ein weiterer etablierter Marktteilnehmer, der ähnliche Reichweiten und Funktionen wie Immoscout bietet. Auch hier gibt es Zusatzoptionen wie Hervorhebung der Anzeige oder Video-Exposé. Die Nutzergruppe unterscheidet sich teilweise leicht im Profil, was gezielte Ansprache erleichtert.
Die Plattform bietet kostenlosen Einstieg. Sie erreicht viele Nutzer und eignet sich besonders für Einsteiger. Nachteile sind weniger gezielte Suche, örtliche Filter und fehlende professionelle Tools. Wer eBay nutzt, sollte eine starke Anzeige mit guten Bildern, Text und Kontaktdaten erstellen.
Neben den großen Anbietern lohnt sich ein Blick auf regionale Portale – meist mit geringerer Reichweite, aber höherer Relevanz:
Lokale Immobilienbörsen: Oft in Stadtportalen integriert, erreichen sie gezielt Interessenten aus der Umgebung.
Regionale Tageszeitungen: Immer noch beliebt bei älteren Zielgruppen – kostenpflichtig, aber lokal sichtbar.
Nachbarschafts-Apps und Gruppen: Sowohl digital (Facebook-Gruppen, Nextdoor) als auch analog (Aushang im Supermarkt) funktionieren für eine lokale Zielgruppe gut.
Diese Plattformen sind meist preiswert oder kostenlos und sollten als Ergänzung zu nationalen Portalen eingesetzt werden.
Für bestimmte Typen von Immobilien gibt es spezialisierte Plattformen:
Plattformen für Neubau oder Erstbezug: Ideal bei neuen oder frisch sanierten Immobilien.
Anlageimmobilien-Portale: Wenn es sich um vermietete Objekte handelt.
Plattformen für barrierefreies oder altersgerechtes Wohnen: Relevant bei entsprechender Ausstattung.
Solche spezialisierten Inserate erreichen genau die passende Zielgruppe und führen zu qualifizierten Anfragen.
Inserate kosten teils Geld, teils sind sie kostenlos. Gemeinsam sollten Sie festlegen, wie viel Sie investieren wollen:
Kosten pro Inserat: z. B. bei Immoscout meist ab ca. 10–30 Euro pro Monat.
Paketpreise oder Flatrates: Wenn Sie mehrere Portale nutzen, lassen sich Kosten reduzieren.
Budget für Zusatzoptionen: Hochwertige Platzierungen, Exposé-Highlights oder Top-Platzierungen führen zu besserer Sichtbarkeit.
Gerade in Trennungssituationen ist es hilfreich, Ausgaben transparent zu halten – jede Ausgabe sollte sinnvoll sein.
Sie sollten verstehen, wie Sie Anzeigen selbst pflegen:
Bildergalerien hochladen und sortieren
Textbearbeitung im Backend
Preisdynamik anpassen: Zum Beispiel bei Marktveränderungen
Exposé-Uploads und Downloads für Interessenten
Eingehende Nachrichten managen
Eine gemeinsame Absprache, wer welche Plattform übernimmt, spart Konflikte. Wenn nur eine Person verantwortlich ist, kann sie ein Kontenverzeichnis führen oder gemeinsame Abstimmungstermine organisieren.
Eine clevere Mischung potentieller Käufergruppen erhöht die Reichweite:
Große Portale (Immoscout, Immowelt) für maximale Sichtbarkeit
Regionale Portale und Printanzeigen für lokale Zielgruppen
eBay Kleinanzeigen für spontane Interessenten
Spezialportale, wenn passend
Diese Kombination erreicht viele Zielgruppen zugleich und minimiert die Gefahr, potenzielle Interessenten zu verpassen – auch wenn die Emotionen hochkochen.
Auf allen Plattformen sorgen Sie selbst für einheitliche, professionelle Darstellung:
Titel: Prägnant und aufmerksamkeitsstark
Beschreibung: Klar, informativ, ehrlich
Fotos: Hochwertig, gut sortiert
Kontakt: Vollständig, mit klaren Zeiten
Links zu Detailinfos oder virtuellem Exposé
Ein exzellenter Inhalt wirkt auf allen Plattformen professionell und unterstützt Ihren Verkaufsprozess – und erleichtert in der Scheidungsphase die Organisation.
Nach Veröffentlichung sollten Sie ihre Anzeigen aktiv beobachten:
Anfragen analysieren: Wie viele, von wem, wie qualitativ?
Statistiken nutzen: Klickzahlen, Sichtbarkeit, Platzierung beobachten
Reaktionen auswerten: Gibt es häufige Fragen oder Kritikpunkte im Exposé?
Anpassungen vornehmen: Text, Bilder oder Preisentwicklung nachjustieren
Ein regelmäßiger Check (wöchentlich oder zweiwöchentlich) hilft, Reaktionen früh zu erkennen und bei Bedarf zu reagieren.
Wenn beide Partner am Prozess beteiligt sind, hilft klare Aufgabenverteilung:
Wer übernimmt welche Plattform?
Wer pflegt die Anzeige?
Wer beantwortet Anfragen?
Wer macht Besichtigungstermine oder schaltet Anzeigen ab?
Eine schriftliche Absprache minimiert Reibung und sorgt dafür, dass beide informiert sind. Sollten Zweifel auftauchen, hilft ein gemeinsamer Wochenrückblick mit Notizen.
Viele Plattformen erlauben Zusatzformaten wie 360°-Tour, Video oder Drohnenaufnahmen. Diese Angebote sind kostenpflichtig, erhöhen aber die Attraktivität:
Virtueller Rundgang 3D/360°: Interessenten können sich selbst durch die Räume bewegen
Kurz-Videos: Attraktive visuelle Präsentation als Ergänzung
Drohnenvideos: Für größere Grundstücke oder Einfamilienhäuser geeignet
Gerade ohne Makler ist ein besseres Medium eine gute Investition, die Absichtserklärung signalisiert und Vertrauen schafft.
Zusätzlich zu den klassischen Plattformen können Sie soziale Medien einbinden:
Veröffentlichung in lokalen Facebook-Gruppen oder Nextdoor
Teilen in persönlichem Netzwerk, um Empfehlungen zu erhalten
Nutzung von Instagram oder Pinterest als zusätzlicher visueller Kanal
Diese Kanäle sind entweder kostenlos oder punkten durch digitale Reichweite – eine sinnvolle Ergänzung, um Käufer zu erreichen.
Es gilt: Lieber wenige, hochwertige Inserate als viele unübersichtliche. Potenzielle Käufer merken, wenn Inserate gut gepflegt und durchdacht sind. Das schafft einen Eindruck von Seriosität – besonders wichtig, wenn Sie privat verkaufen und keine Maklerfirma dahintersteht.
Die Auswahl geeigneter Verkaufsplattformen ist entscheidend für den erfolgreichen Immobilienverkauf ohne Makler – gerade in einer Trennungssituation, in der Prozessklarheit und Fokus besonders wichtig sind. Wenn Sie als getrennte Partner klare Rollen und Aufgaben definieren, realistische Budgets festlegen und die Plattformen professionell nutzen, legen Sie das Fundament für einen zügigen und erfolgreichen Verkaufsprozess.
Mit einer gesunden Mischung aus großen Portalen, regionalen und kostenlosen Angeboten sowie professionell aufbereiteten Fotos und Texten erreichen Sie viele Interessenten. Monitoring und Anpassung sorgen dafür, dass Sie auf Veränderungen reagieren und weiterhin sichtbar bleiben.
Gemeinsam gut organisiert schaffen Sie es, trotz emotionaler Belastung einen klar strukturierten Verkaufsweg zu gehen – und schaffen so den Raum, sich in Ruhe der nächsten Lebensphase zuzuwenden.
Hinweis: Die bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Für verbindliche Auskünfte oder Entscheidungen im Zusammenhang mit rechtlichen, steuerlichen oder finanziellen Aspekten eines Immobilienkaufs wird empfohlen, eine entsprechend qualifizierte Fachperson (z. B. Steuerberater, Rechtsanwalt oder Notar) zu konsultieren.
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