Der Immobilienverkauf ist schon für sich genommen eine große Herausforderung. Kommt eine Trennung oder Scheidung hinzu, verkompliziert sich die Situation erheblich. Vor allem die Preisfindung für die gemeinsame Immobilie kann zu einem Konfliktthema werden. Denn hier treffen oft unterschiedliche Erwartungen, finanzielle Interessen und emotionale Belastungen aufeinander.
Wenn Sie den Immobilienverkauf ohne Makler abwickeln wollen, müssen Sie sich besonders sorgfältig mit dem Thema Preis beschäftigen. Der richtige Verkaufspreis entscheidet maßgeblich darüber, wie schnell die Immobilie einen Käufer findet und ob der Erlös den Vorstellungen beider Parteien gerecht wird.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie als getrennte Eigentümer gemeinsam einen realistischen und fairen Preis für Ihre Immobilie festlegen können. Ich zeige Ihnen, welche Faktoren Sie berücksichtigen sollten, welche Methoden es zur Wertermittlung gibt und wie Sie trotz der emotionalen Situation sachlich bleiben. Ziel ist es, den Immobilienverkauf ohne Makler erfolgreich und möglichst konfliktfrei zu gestalten.
Der Verkaufspreis ist einer der zentralen Erfolgsfaktoren beim Immobilienverkauf. Ein zu hoher Preis führt oft zu langen Vermarktungszeiten und kann das Interesse potenzieller Käufer schnell abschrecken. Ein zu niedriger Preis hingegen bedeutet finanzielle Einbußen, die gerade bei einer Trennung oder Scheidung stark belasten können.
Darüber hinaus ist der Preis häufig ein emotional aufgeladenes Thema. Jeder Partner verbindet mit der Immobilie persönliche Erinnerungen und finanzielle Erwartungen. Ein objektiver, gemeinsamer Blick auf den Marktwert ist deshalb besonders wichtig.
Wenn Sie ohne Makler verkaufen, liegt die gesamte Verantwortung für die Preisfestlegung bei Ihnen. Das erfordert gute Vorbereitung, Marktkenntnis und eine klare Kommunikation zwischen den Ex-Partnern.
Bevor Sie mit der eigentlichen Preisermittlung beginnen, sollten Sie als erstes Ihre Erwartungen offen besprechen. Beide Parteien haben ein Recht darauf, ihre Vorstellungen zu äußern:
Welcher Mindestpreis ist akzeptabel?
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verkauf?
Ist eine schnelle Abwicklung wichtiger oder die maximale Erlösoptimierung?
Wie flexibel sind Sie bezüglich des Verkaufspreises?
Diese Fragen helfen dabei, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und späteren Streitigkeiten vorzubeugen.
Um einen realistischen Preis festlegen zu können, sollten Sie sich mit den wichtigsten Grundlagen der Immobilienbewertung vertraut machen. Grundsätzlich basiert der Preis auf drei Faktoren:
Lage der Immobilie: Standortfaktoren wie Infrastruktur, Umfeld, Verkehrsanbindung und Nachbarschaft spielen eine große Rolle.
Beschaffenheit und Zustand: Größe, Baujahr, Ausstattung, Renovierungszustand und eventuelle Mängel beeinflussen den Wert.
Marktsituation: Angebot und Nachfrage am lokalen Immobilienmarkt wirken sich stark auf den Preis aus.
Je besser Sie diese Faktoren einschätzen, desto präziser können Sie den Wert bestimmen.
Die Marktanalyse ist das wichtigste Instrument zur Festlegung eines realistischen Verkaufspreises. Dabei sollten Sie sich mit folgenden Punkten auseinandersetzen:
Vergleichbare Immobilien: Schauen Sie sich aktuelle Angebote und kürzlich verkaufte Immobilien in Ihrer Umgebung an, die Ihrer Immobilie ähnlich sind.
Preisentwicklung: Analysieren Sie, wie sich die Preise in Ihrem Gebiet in den letzten Monaten entwickelt haben.
Nachfrage: Ermitteln Sie, wie groß die Nachfrage nach Immobilien in Ihrem Segment ist.
Makro- und Mikrostandort: Berücksichtigen Sie neben der Lage im Stadtgebiet auch den unmittelbaren Standort mit Blick auf Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Grünflächen.
Eine fundierte Marktanalyse ist die Grundlage für eine realistische Preisvorstellung.
Es gibt mehrere bewährte Methoden, um den Wert einer Immobilie selbst zu ermitteln:
Vergleichswertverfahren: Dabei orientieren Sie sich an den Verkaufspreisen ähnlicher Immobilien in der Nachbarschaft. Dies ist die gebräuchlichste Methode bei Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern.
Sachwertverfahren: Hier werden die Kosten für das Grundstück und das Gebäude ermittelt und zusammengeführt. Diese Methode wird vor allem bei besonderen Objekten genutzt.
Ertragswertverfahren: Relevant, wenn die Immobilie vermietet ist, und sich der Wert aus den erzielbaren Mieteinnahmen ableitet.
Für den privaten Verkauf während einer Trennung ist das Vergleichswertverfahren meist am praktikabelsten.
Der Zustand der Immobilie beeinflusst den Preis maßgeblich. Gerade wenn eine Scheidung oder Trennung stattfindet, bleibt die Pflege der Immobilie oft liegen. Bevor Sie den Preis festlegen, sollten Sie daher eine Bestandsaufnahme machen:
Welche Renovierungen oder Reparaturen sind notwendig?
Welche Kosten entstehen dadurch?
Welche Maßnahmen könnten den Verkaufswert steigern?
Häufig lohnt es sich, kleinere Schönheitsreparaturen durchzuführen, da dies den Verkaufspreis positiv beeinflussen kann. Allerdings sollten Sie das Budget realistisch planen, damit die Investition sich auch rechnet.
Eine gemeinsame Immobilie während einer Trennung zu verkaufen ist oft mit starken Gefühlen verbunden. Erinnerungen, Enttäuschungen und Zukunftsängste können die Preisvorstellungen beeinflussen.
Einer der Partner will möglicherweise einen höheren Preis erzielen, um den Verlust auszugleichen.
Der andere ist vielleicht bereit, den Preis zu drücken, um schneller klare Verhältnisse zu schaffen.
Es ist wichtig, sich dieser emotionalen Dynamik bewusst zu sein und Entscheidungen möglichst sachlich zu treffen. Legen Sie den Fokus auf objektive Fakten, um Streit zu vermeiden.
Nachdem Sie die Marktanalyse durchgeführt, die Immobilie begutachtet und die Erwartungen besprochen haben, können Sie eine realistische Preisvorstellung formulieren. Hier einige Tipps:
Orientieren Sie sich an den Durchschnittspreisen vergleichbarer Objekte.
Ziehen Sie einen kleinen Verhandlungsspielraum in Betracht – meist zwischen 5 und 10 Prozent unter dem angestrebten Verkaufspreis.
Vermeiden Sie es, den Preis zu hoch anzusetzen, nur um mögliche Verluste auszugleichen. Ein zu hoher Preis schreckt Käufer ab und verlängert den Verkaufsprozess.
Bedenken Sie, dass ein fairer Preis die Chancen auf einen zügigen Verkauf erhöht und somit auch den persönlichen Stress reduziert.
Da beide Parteien Eigentümer sind, müssen Sie sich auf einen gemeinsamen Preis einigen. Das erfordert Geduld, Kompromissbereitschaft und klare Kommunikation:
Legen Sie den Preis zusammen fest – es ist wichtig, dass beide Seiten dahinterstehen.
Diskutieren Sie offen über die einzelnen Faktoren, die den Preis beeinflussen.
Wenn nötig, führen Sie mehrere Gespräche und holen Sie Meinungen von neutralen Dritten ein.
Vermeiden Sie es, voreilige Entscheidungen zu treffen oder den anderen zu übergehen.
Eine gemeinsame Preisfestlegung stärkt die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Für den weiteren Verkaufsprozess ist es hilfreich, wenn Sie die Preisvereinbarung schriftlich festhalten. Das schafft Klarheit und verhindert spätere Missverständnisse.
Notieren Sie:
Den festgelegten Verkaufspreis oder die Preisspanne
Eventuelle Bedingungen oder Absprachen zur Flexibilität beim Preis
Den Zeitpunkt der Vereinbarung
Eine klare Dokumentation ist auch für Gespräche mit Interessenten oder späteren Verhandlungen hilfreich.
Der festgelegte Preis ist zunächst eine Orientierung. Im Verkaufsprozess werden Sie vermutlich mit Kaufangeboten konfrontiert, die darunter liegen. Deshalb sollten Sie sich gemeinsam auf Preisverhandlungen vorbereiten:
Legen Sie fest, wie viel Verhandlungsspielraum Sie haben.
Entscheiden Sie, wer die Verhandlungen führt oder ob beide Partner beteiligt sind.
Entwickeln Sie Strategien, wie Sie auf niedrige Angebote reagieren.
Bleiben Sie sachlich und orientieren Sie sich an der Marktanalyse.
So können Sie auch in der Verhandlungsphase Konflikte vermeiden.
Manchmal ergeben sich beim privaten Immobilienverkauf während einer Trennung besondere Herausforderungen bei der Preisfindung:
Wenn ein Partner dringend Geld benötigt, der andere aber auf einen höheren Preis pocht.
Wenn die Immobilie lange auf dem Markt bleibt und der Preis gesenkt werden muss.
Wenn Gutachten oder Wertschätzungen deutlich vom eigenen Preisempfinden abweichen.
In solchen Fällen hilft eine offene Kommunikation und ggf. die Einbindung neutraler Experten.
Da Sie ohne Makler verkaufen, müssen Sie auf professionelle Beratung verzichten. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, sich einen guten Überblick zu verschaffen:
Nutzen Sie Online-Immobilienportale, um Marktpreise zu vergleichen.
Suchen Sie nach lokalen Marktberichten oder Preisindikatoren.
Ziehen Sie Immobilienbewertungen oder Gutachten von zertifizierten Sachverständigen hinzu, wenn möglich.
Holen Sie Meinungen von Bekannten mit Immobilienerfahrung ein.
Diese Hilfsmittel helfen, Fehlkalkulationen zu vermeiden.
Die Festlegung des Verkaufspreises für Ihre Immobilie während einer Trennung oder Scheidung ist ein komplexer und oft emotionaler Prozess. Sie erfordert eine sorgfältige Marktanalyse, eine realistische Einschätzung der Immobilie und vor allem eine enge Abstimmung zwischen den Ex-Partnern.
Ein fairer und marktgerechter Preis ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Verkauf ohne Makler. Er erhöht die Chancen auf einen schnellen Abschluss und mindert Stress und Konflikte.
Nehmen Sie sich die Zeit, den Preis gemeinsam festzulegen, offen zu kommunizieren und sich auf eine sachliche Basis zu verständigen. Damit schaffen Sie eine solide Grundlage für den weiteren Verkaufserfolg.
Hinweis: Die bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Für verbindliche Auskünfte oder Entscheidungen im Zusammenhang mit rechtlichen, steuerlichen oder finanziellen Aspekten eines Immobilienkaufs wird empfohlen, eine entsprechend qualifizierte Fachperson (z. B. Steuerberater, Rechtsanwalt oder Notar) zu konsultieren.
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