Eine Trennung bringt viele emotionale, organisatorische und manchmal auch existenzielle Herausforderungen mit sich. Besonders heikel wird es, wenn eine gemeinsam genutzte Immobilie betroffen ist. Haus oder Wohnung wurden einst gemeinsam gekauft, renoviert, bewohnt – und sollen nun verkauft werden. Ohne Makler. Das heißt: Alle Aufgaben, Entscheidungen und Verantwortungen bleiben bei den ehemaligen Partnern.
Gerade weil die Trennung in vielen Fällen mit Verletzungen und Spannungen einhergeht, ist es alles andere als leicht, auf sachlicher Ebene zusammenzuarbeiten. Doch wer sich bewusst dafür entscheidet, die Immobilie ohne Makler zu verkaufen, muss diesen Weg als Team – zumindest temporär – gehen.
In diesem Beitrag geht es darum, wie getrennte Paare auch ohne professionelle Vermittlung gemeinsame Entscheidungen treffen können, worauf zu achten ist, und wie Konflikte vermieden oder konstruktiv gelöst werden können. Ganz ohne rechtliche oder steuerliche Tipps – im Mittelpunkt steht ausschließlich das Miteinander in der Praxis.
Ein Immobilienverkauf ist komplex. Exposé, Preisfindung, Besichtigungen, Verhandlungen mit Kaufinteressenten, Vertragsabwicklung – all das sind Aufgaben, die normalerweise von Maklern übernommen werden. Wer sich dagegen entscheidet, spart sich zwar die Maklerprovision, übernimmt aber auch deutlich mehr Verantwortung.
Im Idealfall ist der Verzicht auf einen Makler eine gemeinsame Entscheidung, die auf Vertrauen in die eigene Kompetenz und Kooperationsfähigkeit basiert. Doch nach einer Trennung ist dieses Vertrauen oft angeschlagen. Umso wichtiger ist es, den Verkaufsprozess strukturiert und respektvoll anzugehen – mit klaren Regeln, Absprachen und einem Fokus auf Sachlichkeit.
Bevor konkrete Schritte eingeleitet werden, braucht es ein paar Grundvoraussetzungen, damit gemeinsame Entscheidungen überhaupt möglich sind:
Nach einer Trennung ist die Kommunikation häufig gestört. Vielleicht wird gar nicht mehr gesprochen, vielleicht nur noch über Anwälte. Für einen erfolgreichen Immobilienverkauf ohne Makler ist es jedoch notwendig, sich regelmäßig auszutauschen. Ein persönliches Gespräch ist ideal – aber auch Telefonate oder Videocalls können funktionieren, wenn beide Seiten offen und verlässlich sind.
Beide Seiten müssen sich einig sein, dass die Immobilie verkauft werden soll – und zwar ohne Makler. Solange dieser Punkt nicht geklärt ist, lohnt es sich nicht, über Details zu diskutieren. Nur wenn das gemeinsame Ziel eindeutig ist, können sinnvolle Entscheidungen folgen.
Ein Immobilienverkauf ist voller kleiner und großer Entscheidungen: Preis, Ablauf, Timing, Besichtigungen, Ausstattung, Kommunikation mit Interessenten. Nicht jeder wird in jedem Punkt seinen Willen durchsetzen können – deshalb ist es wichtig, bereit zu sein, Kompromisse einzugehen, ohne sich überfahren zu fühlen.
Hier folgt eine Übersicht über die zentralen Entscheidungen, die beim Immobilienverkauf ohne Makler getroffen werden müssen – und wie man sie als getrenntes Paar möglichst reibungslos angeht.
Der Verkaufspreis ist der Dreh- und Angelpunkt. Zu hoch, und niemand interessiert sich. Zu niedrig, und man verliert Geld. Emotional belastet ist die Entscheidung obendrein: Einer fühlt sich vielleicht an die Renovierung erinnert, der andere an die Restschuld.
So geht’s gemeinsam:
Holen Sie ein neutrales Wertgutachten ein, z. B. von einem unabhängigen Sachverständigen.
Besprechen Sie das Ergebnis sachlich – als Ausgangspunkt, nicht als Streitgrund.
Vergleichen Sie gemeinsam ähnliche Immobilienangebote in der Umgebung.
Legen Sie eine Preisspanne fest: Wunschpreis und Mindestpreis.
Ohne Makler fallen viele Aufgaben an: Exposé schreiben, Fotos machen, Inserate schalten, Anfragen beantworten, Besichtigungen durchführen, Unterlagen organisieren.
So geht’s gemeinsam:
Erstellen Sie eine To-do-Liste mit allen anfallenden Aufgaben.
Klären Sie, wer was übernimmt – je nach Zeit, Fähigkeit und Bereitschaft.
Vermeiden Sie Doppelarbeit oder unklare Zuständigkeiten.
Halten Sie getroffene Absprachen schriftlich fest (z. B. in einer gemeinsamen Datei).
Es gibt zahlreiche Online-Plattformen für private Immobilienverkäufe. Manche kostenlos, manche kostenpflichtig.
So geht’s gemeinsam:
Besprechen Sie, welche Plattformen sinnvoll sind – möglichst auf Grundlage von Recherche, nicht Bauchgefühl.
Entscheiden Sie, ob das Inserat auf beiden Namen laufen soll oder auf nur einen.
Klären Sie, wie Kosten (für Inserate, Fotoaufnahmen etc.) aufgeteilt werden.
Besichtigungen sind oft logistisch und emotional anspruchsvoll. Manche Interessenten kommen spontan, andere wollen ausführliche Gespräche. Wer übernimmt diesen Teil?
So geht’s gemeinsam:
Klären Sie, ob einer die Besichtigungen allein übernimmt oder ob beide anwesend sein wollen.
Legen Sie feste Zeitfenster fest – etwa „jeweils Mittwoch und Samstag zwischen 17 und 20 Uhr“.
Stimmen Sie sich regelmäßig über Interessenten, Rückmeldungen und Verlauf ab.
Kommunikation mit Interessenten ist heikel. Hier entscheidet sich oft, ob ein ernsthaftes Kaufinteresse entsteht oder nicht. Ein unkoordinierter oder widersprüchlicher Auftritt kann potenzielle Käufer abschrecken.
So geht’s gemeinsam:
Bestimmen Sie einen Hauptansprechpartner.
Halten Sie wichtige Informationen intern abgestimmt – etwa zu Preisverhandlungen oder zeitlichen Abläufen.
Vermeiden Sie es, eigenmächtig Angebote zu machen oder abzusagen.
Auch ohne Makler müssen Notartermine organisiert, Unterlagen beschafft und Verträge abgestimmt werden. Damit das nicht zum Chaos führt, braucht es Struktur.
So geht’s gemeinsam:
Erstellen Sie einen groben Zeitplan für den Verkaufsprozess.
Sammeln Sie gemeinsam alle notwendigen Unterlagen (Grundbuchauszug, Energieausweis, Pläne, Bauunterlagen).
Vereinbaren Sie verbindlich, wie Entscheidungen über Kaufangebote getroffen werden (z. B. „nur bei Zustimmung beider Seiten“).
Selbst bei bester Planung können Konflikte entstehen. Wichtig ist, wie man damit umgeht.
Wenn ein Streit um den Verkaufspreis eigentlich ein Streit um die Trennung ist, wird es schwierig. Versuchen Sie, sachlich zu bleiben – auch wenn es schwerfällt. Notfalls hilft es, Gespräche kurz zu unterbrechen, statt sie eskalieren zu lassen.
Auch ohne Makler können neutrale Dritte helfen. Etwa ein Immobilienberater, der gegen Honorar berät – ohne Provision. Oder ein Mediator, der Gespräche moderiert, ohne Partei zu ergreifen.
Missverständnisse entstehen oft, wenn Dinge nur mündlich besprochen werden. Deshalb: Halten Sie wichtige Entscheidungen schriftlich fest – in E-Mails, Protokollen oder einem geteilten Dokument.
Nach einer Trennung gibt es oft das Bedürfnis, sich abzugrenzen, Distanz zu schaffen, vielleicht sogar dem anderen „etwas heimzuzahlen“. Doch gerade beim Immobilienverkauf kann eine kooperative Haltung beide Seiten entlasten – emotional und praktisch.
Wer bereit ist, fair zu kommunizieren und Kompromisse zu finden, wird oft nicht nur schneller zum Ziel kommen, sondern auch mit einem besseren Gefühl. Eine gelungene Zusammenarbeit beim Immobilienverkauf kann sogar helfen, die Trennung insgesamt besser zu verarbeiten.
Führen Sie eine digitale Mappe (z. B. Google Drive oder Dropbox) mit allen Unterlagen, Protokollen, Aufgabenlisten und Kontaktdaten. So bleiben beide auf dem aktuellen Stand.
Statt sich bei jeder Kleinigkeit gegenseitig zu kontaktieren, ist es sinnvoll, feste Termine für Updates zu vereinbaren – z. B. jeden Sonntagabend 20 Uhr für einen kurzen Austausch.
Ein Immobilienverkauf dauert – und wird selten in wenigen Wochen abgeschlossen. Setzen Sie sich realistische Zeitziele, um Frust zu vermeiden.
Ein Hausverkauf ohne Makler ist anspruchsvoll – erst recht nach einer Trennung. Doch mit klarer Kommunikation, guter Planung und gegenseitigem Respekt lässt sich diese Aufgabe bewältigen. Wer sich darauf einlässt, kann nicht nur Geld sparen, sondern auch zeigen, dass Zusammenarbeit auch nach dem Ende einer Beziehung möglich ist.
Das erfordert Geduld, Kompromissbereitschaft und die Bereitschaft, persönliche Emotionen für eine gewisse Zeit hintenanzustellen. Doch es lohnt sich: für einen fairen Abschluss und einen freien Blick nach vorn.
Hinweis: Die bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Für verbindliche Auskünfte oder Entscheidungen im Zusammenhang mit rechtlichen, steuerlichen oder finanziellen Aspekten eines Immobilienkaufs wird empfohlen, eine entsprechend qualifizierte Fachperson (z. B. Steuerberater, Rechtsanwalt oder Notar) zu konsultieren.