Eine Trennung bringt viele Herausforderungen mit sich – emotional, organisatorisch und finanziell. Wenn ein gemeinsam genutztes Haus zur Diskussion steht, wird die Lage oft noch komplexer. Was früher Lebensmittelpunkt war, wird plötzlich zur offenen Frage: Wer bleibt? Wer geht? Und vor allem – wie lässt sich ein Haus ohne Maklerkosten verkaufen, wenn die Beziehung endet?
Viele entscheiden sich bewusst dafür, den Hausverkauf in Eigenregie zu organisieren, um Geld zu sparen und die volle Kontrolle zu behalten. Doch der Weg dahin ist nicht immer einfach – vor allem dann, wenn die emotionale Belastung hoch ist.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie den Hausverkauf nach einer Trennung selbst organisieren können – strukturiert, klar, schrittweise und ganz ohne Makler.
Ein Makler bietet zwar Fachwissen und Marktkenntnis, doch die Kosten sind hoch. Die Maklerprovision liegt in Deutschland häufig zwischen 3 bis 6 Prozent des Verkaufspreises – das kann bei einem Haus schnell einen fünfstelligen Betrag bedeuten.
Nach einer Trennung ist das Geld oft knapp. Vielleicht müssen neue Wohnungen finanziert, laufende Kredite aufgeteilt oder andere Vereinbarungen getroffen werden. In dieser Lage ist es verständlich, wenn Sie die Organisation des Hausverkaufs selbst übernehmen wollen.
Vorteile des Verkaufs ohne Makler:
Keine Provision – mehr vom Verkaufserlös bleibt bei Ihnen.
Volle Kontrolle über den Prozess.
Direkter Kontakt zu Interessenten.
Flexibilität bei Besichtigungen und Verhandlungen.
Doch damit der Verkauf erfolgreich wird, braucht es Struktur, Planung – und eine ruhige Hand.
Bevor Sie überhaupt über Inserate oder Besichtigungen nachdenken, muss geklärt sein: Sind beide Parteien bereit, zu verkaufen?
Falls beide im Grundbuch stehen, können Sie nur gemeinsam entscheiden. Auch wenn das Verhältnis angespannt ist – ohne Einigung geht es nicht.
Wichtige Punkte, die Sie klären sollten:
Wollen beide verkaufen – oder will eine Person übernehmen?
Wer bleibt bis zum Verkauf im Haus wohnen?
Wer kümmert sich um welchen Schritt im Verkaufsprozess?
Wie wird der Erlös aufgeteilt?
Auch wenn die Kommunikation schwierig ist – klare Absprachen sind die Basis für einen funktionierenden Verkaufsprozess. Halten Sie alles möglichst schriftlich fest, um Missverständnisse zu vermeiden.
Bevor Sie einen Preis festlegen, brauchen Sie ein Gefühl für den realistischen Marktwert. Emotionale Bindung führt schnell zu einer Überschätzung – vermeiden Sie diesen Fehler.
Möglichkeiten zur Wertermittlung:
Online-Rechner zur Immobilienbewertung
Vergleichbare Angebote auf Immobilienportalen
Unabhängige Gutachter (optional, aber hilfreich)
Ziel ist ein Preis, der weder zu hoch noch zu niedrig angesetzt ist – realistisch, marktgerecht, fair für beide Seiten.
Eine Immobilie verkauft sich besser, wenn sie gepflegt, aufgeräumt und neutral wirkt. Nach einer Trennung ist das oft eine emotionale Herausforderung – aber sie lohnt sich.
Tipps zur Vorbereitung:
Entrümpeln Sie Räume, Keller, Garage.
Entfernen Sie persönliche Gegenstände und Fotos.
Führen Sie kleine Reparaturen durch (Türklinke, Lichtschalter, Wände ausbessern).
Achten Sie auf Sauberkeit und Licht – insbesondere bei Besichtigungen.
Falls die Organisation allein zu viel ist, holen Sie sich Hilfe von Familie, Freunden oder einem professionellen Home-Staging-Service (auch tageweise möglich).
Ohne Makler übernehmen Sie die komplette Vermarktung – also auch die Präsentation der Immobilie. Der erste Eindruck zählt, und gute Bilder entscheiden oft, ob überhaupt Interesse entsteht.
Was Sie benötigen:
Professionelle Fotos (hell, klar, aufgeräumt)
Grundriss – idealerweise digital
Aussagekräftiges Exposé mit:
Lagebeschreibung
Wohnfläche, Grundstück, Zimmeranzahl
Baujahr, Zustand, Heizung, Energiekennwert
Besonderheiten (z. B. Garten, Balkon, Garage)
Ein ehrliches, vollständiges Exposé schafft Vertrauen – das ist bei einem Privatverkauf besonders wichtig.
Jetzt geht es darum, die Immobilie sichtbar zu machen. Nutzen Sie dazu bekannte Plattformen:
ImmoScout24
Immowelt
eBay Kleinanzeigen (Immobilienbereich)
Facebook-Gruppen (lokale Immobilien- oder Nachbarschaftsgruppen)
Schwarze Bretter in Supermärkten, Vereinen oder Arbeitgebern
Formulieren Sie die Anzeige sachlich, freundlich und ohne Übertreibungen. Beispiel:
„Freistehendes Einfamilienhaus in ruhiger Lage von [Ort], 145 m² Wohnfläche, 5 Zimmer, gepflegter Garten, Garage, Baujahr 1998. Sofort bezugsfrei.“
Erwähnen Sie klar, dass Sie privat verkaufen, aber auch, dass Besichtigungen nach Vereinbarung möglich sind. So wirken Sie organisiert und professionell.
Sobald die Anzeige online ist, werden erste Anfragen eingehen – oft viele auf einmal. Behalten Sie den Überblick:
Was hilft:
Legen Sie eine eigene E-Mail-Adresse nur für den Verkauf an.
Erstellen Sie eine Liste mit Interessenten und Kontaktdaten.
Prüfen Sie, ob das Interesse ernsthaft ist (Finanzierung, Timing).
Bündeln Sie Besichtigungen (z. B. an einem oder zwei Tagen pro Woche).
Wenn beide Ex-Partner noch im Haus wohnen oder beteiligt sind, besprechen Sie vorher:
Wer öffnet die Tür?
Wer beantwortet Fragen?
Wer führt durch das Haus?
Bei schwieriger Kommunikation lohnt es sich, einen neutralen Dritten als Begleitung einzusetzen – etwa ein Familienmitglied oder Freund.
Interessenten wollen oft verhandeln – das ist normal. Der Vorteil beim Privatverkauf: Sie verhandeln direkt.
Tipps für faire Verhandlungen:
Legen Sie eine Untergrenze fest, auf die sich beide geeinigt haben.
Reagieren Sie ruhig auf Preisangebote – auch wenn sie niedrig sind.
Seien Sie offen für Gegenangebote, aber behalten Sie Ihre Linie bei.
Sprechen Sie nach jeder Besichtigung kurz mit dem Ex-Partner über Eindrücke und mögliche Kandidaten.
Wenn Sie sachlich bleiben und gut vorbereitet sind, können Sie auch als Laie erfolgreich verhandeln.
Sobald ein Käufer gefunden ist, folgt der letzte Schritt: die Verkaufsabwicklung. Auch wenn Sie keinen Makler einsetzen, sollten Sie jetzt einen Notar beauftragen, der den Kaufvertrag erstellt und den Verkauf rechtlich abwickelt (Hinweis: keine rechtliche Beratung in diesem Text).
Vorbereitung:
Sammeln Sie alle wichtigen Unterlagen (Grundbuchauszug, Energieausweis, Flurkarte).
Vereinbaren Sie gemeinsam mit dem Käufer einen Notartermin.
Klären Sie intern, wann das Haus übergeben wird, und wer wann auszieht.
Auch die Übergabe sollte dokumentiert und organisiert erfolgen – am besten mit einem Übergabeprotokoll.
Neben all der Organisation darf eines nicht unter den Tisch fallen: Der Verkauf des Hauses ist oft auch ein emotionaler Abschied. Und der ist nach einer Trennung doppelt schwer.
Ein paar Impulse:
Erlauben Sie sich, traurig oder wütend zu sein – das ist normal.
Betrachten Sie den Verkauf als Schritt in die Zukunft, nicht nur als Verlust.
Sehen Sie den Erlös als Chance für den Neuanfang – ob neue Wohnung, finanzielle Entlastung oder innere Klarheit.
Ein Haus ist mehr als ein Gebäude. Es steht für eine Lebensphase, für Erinnerungen, für Bindung. Der Abschied ist nicht leicht – aber notwendig, um Raum für Neues zu schaffen.
Ein Hausverkauf nach Trennung ist nie einfach – aber er ist machbar, auch ohne Makler. Mit guter Vorbereitung, realistischen Erwartungen und klarer Aufgabenteilung können Sie den Prozess selbstständig stemmen – und dabei viel Geld sparen.
Wichtig ist:
Klare Kommunikation mit dem Ex-Partner
Realistische Einschätzung des Marktwerts
Sorgfältige Präsentation und Planung
Ruhe in Besichtigungen und Verhandlungen
Struktur und gegenseitiger Respekt bis zum Schluss
Wenn Sie diesen Weg Schritt für Schritt gehen, gewinnen Sie nicht nur den Verkaufserlös – sondern auch ein Stück Selbstbestimmung zurück. Denn wer diesen Abschnitt erfolgreich meistert, ist bereit für den nächsten.
Hinweis: Die bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und stellen keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Für verbindliche Auskünfte oder Entscheidungen im Zusammenhang mit rechtlichen, steuerlichen oder finanziellen Aspekten eines Immobilienkaufs wird empfohlen, eine entsprechend qualifizierte Fachperson (z. B. Steuerberater, Rechtsanwalt oder Notar) zu konsultieren.